Ein Spiegel der Einvernehmlichkeit sexueller Handlung
Milo Moiré’s Performance Mirror Box ist eine gesellschaftliche Reflexion der menschlichen Sexualität. Was passiert wenn eine Frau ihre Sexualität öffentlich zur Schau stellt, mit Bestimmtheit die Initiative ergreift und dabei klare Regeln für den intimen Austausch vorgibt? Performancekünstlerin Milo Moiré trägt einen trapezförmigen Rock mit einer verspiegelten Oberfläche, vorne befindet eine viereckige Öffnung verschlossen durch einen roten Vorhang. Durch ein Megaphon lädt sie Passanten ein für 30 Sekunden in die Öffnung zu greifen um ihre Vagina zu berühren und dabei Augenkontakt zu halten. „Ich stehe heute hier für die Rechte der Frau und die sexuelle Selbstbestimmung. Frauen haben eine Sexualität wie auch Männer eine haben. Doch Frauen entscheiden selbst, wann und wie sie angefasst werden wollen und wann nicht“, verlautete die Künstlerin.
Die Mirror Box Performance wurde in Düsseldorf mit der Busen-Box, in London und Amsterdam mit der Vagina-Box durchgeführt. Milo Moiré wurde auf dem Trafalgar Square in London während ihrer Kunstaktion wegen “Gemeinschaftlicher Störung des öffentlichen Sittlichkeitsempfindens” verhaftet. Nach 24 Stunden Gefängnisaufenthalt wurde sie nach einem richterlichen Urteil und einer Geldstrafe in Höhe von 1300 Euro wieder freigelassen.
“Nach den sexuellen Übergriffen an hunderten von Frauen während der Kölner Silvesternacht ist es wichtig Bilder zu verinnerlichen, die Frauen nicht als Opfer zeigen sondern als ebenbürtige sexuelle Partner”, so die Künstlerin. Die Einvernehmlichkeit sexueller Handlungen wird hier zum Symbol. Überdies nimmt sich Moiré das Recht heraus die weibliche Lust zu zeigen und damit Frauen eine sexuelle Stimme zu geben. Das vorherrschende Bild des weiblichen Körpers als Spiegel männlicher Lust ergänzt die Performancekünstlerin durch die Illumination der libidinösen Black-Box der Frau.
Unweigerlich wird nicht nur das eigene Selbst durch die Mirror Box erkenntlich. Zugleich werden die Reflexionen der Zuschauer auf der verspiegelten Box zum Sinnbild für den Rollentausch vom Voyeur zum Beobachteten. Ein ständiges Umkehrspiel analog unserer Rolle in der digitalen Welt.
Milo Moiré’s Performance “Mirror-Box“ kann als eine Weiterentwicklung des Tapp- und Tastkinos (1968) von VALIE EXPORT gesehen werden. Die Künstlerin Milo Moiré distanziert sich allerdings von der alten Thematik und zielt auf die moderne Selbstbestimmung und progressive Sexualität der Frau ab. Moiré setzt ihren Körper als Instrument, gar als Waffe ein um aktuelle Machtstrukturen darzustellen und aufzubrechen. Offensiv sucht sie nach dem weiblichen Ausdruck sexueller Selbstbestimmung und lotet die Grenzen der Kunst und der bürgerlichen Moral aus.